Betrügerische Webshops – Domain-Grabber Ahoi!

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Eine Mandantin meldete uns, daß unter ihrem Namen eine Webseite abrufbar sei (www.vornamenachname.at), auf der ein Webshop für Schuhe zu finden ist. Auf den ersten Blick schien hier ein gewöhnlicher Shop mit herkömmlichen Angeboten vorzuliegen. Schon eine kurze Prüfung ergab aber folgende Fakten:
– Registrar der Domain ist eine in Prag ansässige Firma;
– Der Webshop verfügt über keine Kontaktdaten und über kein Impressum;
– Bestellungen über diesen Shop können nur bei Vorauskasse mittels Kreditkartenzahlung vorgenommen werden;
– Als einzige Kontaktmöglichkeit scheinen Emailadressen wie service.amylee@gmail.com oder juney.service@hotmail.com auf, es gibt weder Postadressen noch Telephonnummern oder Ansprechpartner;
– die Angebote des Shops sind mit völlig unrealistischen Rabatten leicht als Lockangebote zu erkennen.

Bei weiterer Suche mit den richtigen Parametern finden sich zahllose weitere solcher Shops unter Adressen wie:
barbaras-naturkostenladen.at
bu-durchsetzen.de
dr-michael-mueller.de
tomekimmobilien.ch
soulfighting.de
thoughtschool.de
andis-testblog.de
oxfordwomen.co.uk usw. usf.
Es dürften unzählige solche Webseiten in mehreren Sprachen online sein.

Dem Internetnutzer sollte schon bei Aufruf der solcher Seiten auffallen, daß ein regulärer Webshop für Schuhe oder Bekleidung kaum unter einer Adresse wie barbaras-naturkostenladen.at oder tomekimmobilien.ch auftreten würde. Wenn aber nicht das allein schon Verdacht erregt, so sollten es die Angebote solcher Shops tun, in denen z.T. Markenware spottbillig oder mit völlig überzogenen Rabatten (noch dazu bei kostenlosem Versand) zu haben sein soll.

Der Großteil der genannten Domains weist dieselbe Firma als Registrar auf. (Aufgrund von Datenschutzbestimmungen sind die Inhaber der Domains, solange sie als natürliche Personen und nicht als „Organisation“ angegeben sind, jedoch nicht ohne formelle Anfrage abrufbar.) Dort, wo natürliche Personen als „Organisation“ eingetragen sind, zeigt sich, daß die Identitäten dieser Personen mißbraucht werden, d.h. daß diese Personen ohne ihr Wissen als Inhaber angegeben sind. Die dafür nötigen Daten holen sich die Hintermänner aus den frei verfügbaren Quellen im Internet (Branchenverzeichnisse, Webseiten, Telephonbuch etc.).

Es ist davon auszugehen, daß es sich hier durchwegs um verfallene Domains handelt, also solche, deren Registrierung von ihren vormaligen Inhabern nicht verlängert wurde. Tatsächlich gibt es nämlich einige Unternehmen, die massenhaft solche Domains sofort nach ihrem Verfall im eigenen Namen registrieren („Domain-Grabbing“)  – natürlich ungeachtet allfälliger Eingriffe in fremde Marken- oder Namensrechte. Meist erfolgt diese „Übernahme“ von Domains, um sie möglichst mit Gewinn an Interessierte weiterzuverkaufen (was an sich zulässig ist), oder unter diesen Domains bestimmte Inhalte zu hinterlegen. Bei den hier genannten Domains z.B. wurden dubiose Webshops hinterlegt; Grund dafür ist, daß vorbestehende Domains bereits oft traffic (d.h. Aufrufe) „mitbringen“, da sie wegen der früher dort auffindbaren Inhalte noch in den Suchmaschinen zu finden sind. Traffic ist natürlich für Shops, seien sie seriös oder betrügerisch, lebensnotwendig.

Wir raten dringend davon ab, Geschäfte über solche Shops abzuschließen. Es liegt der begründete Verdacht vor, daß es sich um betrügerische Geschäftsmodelle handelt, bei denen man für sein Geld entweder überhaupt keine oder nur völlig minderwertige Ware bekommt. Eine Rückerstattung des Kaufpreises erfolgt natürlich nicht. Auch wenn solche betrügerischen Geschäfte sowohl zivilrechtlich als auch strafrechtlich verfolgt werden können, ist dies beim gegebenen Auslandsbezug in der Durchsetzung sehr schwierig – besonders dann, wenn die Spuren solcher Machenschaften (wie hier) nach China deuten.

Gegen die unberechtigte Nutzung von at-Domains, die Ihre Namens- oder Markenrechte betreffen, sollte jedenfalls vorgegangen werden.

Diesbezüglich ist auch anzuraten, Domains mit persönlichem Bezug (Personen- oder Firmenname) auch dann weiterhin zu registrieren, wenn man sie nicht mehr verwendet. Damit kann immerhin verhindert werden, daß Dritte sich Ihrer ehemaligen Domain bemächtigen und Ihnen mit neuen Inhalten, die vielleicht nicht Ihre Zustimmung finden, Schaden zufügen oder Ihren Ruf schädigen.

 

Stand: August 2018
MS